Du hast einen Hund als Begleiter an deiner Seite, der dir sehr ängstlich und stets gestresst vorkommt. Täglich bist du mit dem Thema Angst konfrontiert. Ängstliches Verhalten zeigt dein 4-Beiner bei fremden Geräuschen, ausserhalb von der gewohnten Umgebung und beim Aufeinandertreffen von fremden Menschen.
Beschäftigen wir uns als erster mal mit der Frage, was ist überhaupt Angst? Wozu dient sie? Ist Angst nicht ein normales, gesundes Verhalten?
Der Begriff Angst hat sich seit dem 8. Jahrhundert von indogermanischen entwickelt und steht für „Enge, Beengung, Bedrängnis“.
Verhaltensbiologisch betrachtet ist die Angst-Reaktion ein absolut normales Verhalten. Angst hat sogar eine wichtige Funktion: Die Sinne werden geschärft und die Körperkraft aktiviert einen Schutz- und Überlebensmechanismus. Bei Gefahrensituationen wird somit ein angemessenes Kampf- oder Fluchtverhalten eingeleitet.
Ein Lebewesen welches keine Angst-Reaktion hätte, hätte wohl auch keine Überlebenschance.
Wie entsteht Angst?
Wenn Angst entsteht, dann zirkulieren hohe Mengen an Adrenalin und Kortisol, auch Stresshormone genannt, in der Blutbahn. Diese Hormone versetzen den Körper in einen Zustand, welcher den Kampf- oder Fluchtmodus aktiviert. Die Atmung wird flacher und schneller, der Herzschlag erhöht sich, die Sinne schärfen sich. Der Reiz wird vom Thalamus über einen kurzen Weg an den Mandelkern (Bewertungsstelle) geleitet = Reizweiterleitung. Die andere Stecke geht zur Großhirnrinde, hier wird der Reiz analysiert, damit ein genauers Bild der Situation ensteht.
Warum sind die einen tiefenentspannt und die anderen Hunde empfinden jeden Reiz als lebensgefährlich?
Folgende Gründe können in Betracht gezogen werden:
- Fehlende Habituation also fehlende Gewöhnung an unterschiedliche Reize
Der Hund hat als Welpe kaum Erfahrung mit unterschiedlichen Reizen gesammelt. Dies geschieht sehr oft bei Welpenvermehrern, bei sehr unerfahrenen Züchtern oder bei sonstigen Problemen, die die Halter betreffen. Eine fehlende oder nicht stattfindende Sozialisierung während der Sozialisierungsphase der Welpen führt ebenso zu Problemen. Ein lebenslanges Problem mit Ängsten und Stress kann die Folge sein.
Wächst ein Hund behütet im stabilen Rudelverband auf, erlebt viel Zuwendung und Sozialisierung, die achtsame Gewöhnung an Reize und Herausforderungen, dann ist er für spätere schwierig Situationen bestens gewappnet.
- Auch eine Überforderung kann negative Auswirkungen auf das Verhalten und die Psyche haben.
Hundewelpen sollten deshalb nur kleinen Dosen von Reizen ausgesetzt werden. Entspannte Erkundungsspaziergänge, das Gewöhnen an Geräusche, an verschiedene Menschen sollte wohl dosiert ablaufen. Der Hundehalter sollte stets Unterstützung und Schutz bieten.
- Im Mutterleib kann sich der Körper des Welpen auch bereits mit Stresshormonen anreichern.
Denn Stress und Ängste während der Trächtigkeit können bei der Mutterhündin eine vermehrte Ausschüttung von Stresshormonen zur Folge haben. Welpen sind später oft sehr stressempfindlich, reagieren schneller auf Reize und können auch zunehmend ängstlicher sein.
Das Trauma
Als Trauma versteht man eine „seelische Verletzung“. Es kommt zu einer Überforderung des psychischen Schutzmechanismus. Ein traumatisierenden Erlebnis kann ein Unfall, eine Erkrankung, psychische, körperliche oder sexuelle Gewalt sein. Auch eine schwere Verlusterfahrung oder Vernachlässigung können Traumen auslösen. Der Hund kann negativ verknüpfen, also schreckliches Erleben mit bestimmten Reizen. Traumatisierung von Hunden kann z.B. durch Verlust des Zuhauses, der Mutter, nach Unfällen, Misshandlungen, nach Tierarzt- und Friseurbesuchen, nach eingesperrten Transporten, beim Einfangen oder einer Zwangsverpaarung oder zwanghaften Abrichtung zum Gefügigmachen, stattfinden.
Auch die genetische Veranlagung spielt eine sehr große Rolle. Studien besagen, dass gerade bei Hütehunden eine erhöhte Reizempfindlichkeit besteht. Bei Angststörungen ist ein Ungleichgewicht von Botenstoffen von sogenannten Neurotransmittern vorhanden.
Erkrankungen wie Herzkrankheiten, Nierenerkrankungen, Darmentzündungen, Gelenksprobleme, Atemnot oder Schilddrüsenstörungen können starke Angstgefühle hervorrufen. Auch Erkrankungen des Gehirns und Hormonstörungen, Stoffwechselstörungen, können Angstauslöser sein. Bei Krankheitsanzeichen oder einem Verdacht auf eine Krankheit sollte schnellstmöglich eine tierärztliche Abklärung erfolgen.
Nicht jeder Hund reagiert nach bestimmten erlebten Situationen mit Angst und Traumen. Es kommt immer auf die verschiedenen Aspekte und auf die Situation des einzelnen Hundes an.
Häufig treten Angst und Misstrauen auf. Sie können in ganz bestimmten Situationen auftreten oder ständig im Übermaß vorhanden sein. Hunde, welche traumatisiert sind, sind permanent auf der Hut. Sie sichern ständig oder reagieren auch auf normale Geräusche sehr schreckhaft.
Bestimmte Reize (Geräusche oder Gerüche) können als “Trigger” fungieren. Schlagartig erinnert sich der Hund an belastende Ereignisse und es schmeißt ihn zurück in die Situation in der Vergangenheit, wo er hilflos derer ausgeliefert war. Dieses Zurückkatapultieren in die Vergangenheit, läuft unbewusst ab und ist nicht kontrollierbar.
Welche Traumasymptome und Stresszeichen kann ein Hund zeigen?
Hecheln, Zittern, Speicheln, Nackenhaare aufstellen, erweiterte Pupillen, Haaren, Verweigern von Leckerlis, Penis ausschachten, Clowngesicht, schweißige Pfotenballen, gerötete Augen, Unterwürfigkeitsgesten, Zurückziehen, Aggressionsverhalten, Unsauberkeit, Stereotypen in den Bewegungsmustern, das Jagen des eignen Schwanzes, Selbstverletzung.
Auch das Verweigern bestimmte Plätze zu betreten oder nicht ins Auto einsteigen, Alpträume, Zappeln und Schreien im Schlaf können Anzeichen sein.
Auch bestimmte Verhaltensmuster gegenüber Bezugspersonen können auf Traumasymtome hinweisen. Nähe suchen und wieder gehen, grobes Spielverhalten, verminderte Beißhemmung und vieles mehr.
Auch das andere Extrem kann beobachtet werden. So wechselt der traumatisierte Hund in einen Zustand den man Freeze nennt. Er zeigt verminderte Reaktionen. Er interessiert sich nicht mehr für seine Umwelt, für Spiele, für Futter und wird reizarm. Der Hund kann an Gewicht verlieren, abmagern, schläft sehr viel und bewegt sich nur noch wenig. Bei Posttraumatischen Belastungsstörungen erstarren die Hunde förmlich und hoffen, die belastende Situation möge rasch vorbeigehen.
Was sind Calming Signals im Zusammenhang mit Stress beim Hund?
Als Calming Signals werden Beschwichtigungssignale verstanden. Hunde nutzen diese Zeichen zur Kommunikation mit Artgenossen und mit Menschen. Calming Signals dienen dazu, Spannungen zu entschärfen und Konflikte damit zu lösen. Turin Rugaas eine norwegische Hundetrainerin, hat 1980 die Körpersprache der Hunde ausgiebig untersucht. Sie hat Zeichen herausgefunden, welche Hunde zeigen, wenn sie beunruhigt sind, weil ein Artgenosse aggressiv oder nervös ist. Auch ihre Besitzer möchten Hunde mit diesen bestimmten Zeichen beschwichtigen.
Auch können Hunde sich mit diesen Gesten selbst beruhigen, wenn sie in Stressitutaionen kommen oder aufgeregt sind. Auch bei freudiger Erwartung können Calming Signals gezeigt werden. Auch bei Wölfen wurde bereits erforscht, dass sie mit bestimmten Verhaltensweisen zeigen, damit Konflikte und Auseinandersetzungen vermieden werden.
Signale bei Hunden können sein:
Ein Lecken über den Fang, das Kneifen mit den Augen, Blinzeln, auch der abwendende Blick, das auf die Seite drehen des Kopfes oder das Zudrehen des Rückens.
Gähnen, Pfote heben, sich kratzen, schnüffeln am Boden, Vermeiden von Annäherung, Urin absetzen.
Calming Signals können von Hunden einzeln, gleichzeitig oder nacheinander abgesendet werden.
Was sind die verschiedenen Angststufen?
Beginnen wir mit der normalen Angstreaktion: Z.B. Angst in der Dunkelheit, wenn wir etwas Unbekanntem begegnen.
Nervosität: Höheres Stresslevel, genetisch oder grundlegend bedingt. Z.B. durch Stress in der Schwangerschaft
Unnormale Ängste gehen schon Richtung Angststörung. Dabei handelt es sich um Ängste, vor Situationen die normal sind. Z.B. Angst vor Menschen, vor Dingen oder bestimmten Situationen.
Als nächste Stufe gibt es das panische Verhalten. Bei diesem ist der Hund sehr aufgeregt und erregt, obwohl es keinen Grund gibt panisch zu reagieren.
Herzrasen, Atemnot und Muskelzittern, Anspannung und Magen-Darm-Probleme, Durchfälle und Erbrechen. Hierbei handelt es sich um eine Panikattacke.
Diagnostische Möglichkeiten durch einen Tierarzt oder Tierheilpraktiker (D)
Ausführliche Anamnese (Fütterung, Fressverhalten, Ausscheidung, Unverträglichkeiten, Krankheiten, Hormonstatus, Gesundheitsprophylaxe, Verhaltensauffälligkeiten, Aktivität und geistige Auslastung)
Aspektion: Sichtbefund durchführen. Zustand von Haut, Haar, Körperbau, Gangart, Körperhaltung, Ernährungszustand, Pflegezustand
Palpation: Fühlen und Berühren. Abtasten von Haut und Muskulatur und Gelenke. Zeigt der Hund Schmerzreaktionen, Rötungen, Schwellungen, Veränderungen.
Diagnostische Punkte nach TCM
Energetische Testung, Störungen im Energiefluss (Organuhr)
Bei Verdachtsdiagnose, wird der Hundebesitzer über den Verdacht informiert. Tierärztliche Abklärung erfolgt (Urin, Kot, Blutuntersuchung), weitere Vorgehensweise und Trainingsplan mit Trainer und Therapeuten besprechen und Schritt für Schritt umsetzen.
In der Ruhe liegt die Kraft
Hat der Hund Ängste und Stress, dann erkennen wir dies erstmal an!
Viele Hundebesitzer sind psychisch und emotional stark belastet. Auch können Hunde, Probleme der Hundebesitzer kompensieren und tragen und dadurch ängstlich, depressiv und schnell gestresst werden. Viele Tränen können fließen.
Eine ausführliche Anamnese der Hundebesitzer sollte auch mit in das Training eingebunden werden. Wie belastend ist die Situation, wie sehr belastet das Thema psychisch ggf. auch die ganze Familie. Als was wird der Hund gesehen? Aus Trainingspartner, als Familienhund, als Kinderersatz. Welche Erlebnisse teilt der Hundebesitzer mit dem Hund? Gibt es Streit innerhalb der Familie? Was wünscht sich der Hundebesitzer im Zusammenleben mit dem Hund?
Der erste Traininsschritt
Akzeptieren und Annehmen!
Erkenne an, dass jeder Hund anders ist. Jeder Hund seine Fehler und seine guten Seiten hat. Kein Hund ist perfekt! Akzeptiere seine Ängste und beginne damit, mit ihm zusammen daran zu arbeiten.
Lass dabei aber deinen Hund – Hund sein!
Definiere deine Ziele für ein schönes Zusammenleben für beide Seiten.
Der Trainingsbeginn
Merke: Alles was dein Hund macht, speichert sein Gehirn. Deshalb sollte Training Alltag sein und Alltag Training.
- Verhindere unerwünschtes Verhalten. Denn wenn ein unerwünschtes Verhalten, dass durch Ängste und Stress entsteht immer wieder stattfindet, festigt es sich beim Hund.
- Weglassen von Situationen die „noch“ stressen oder Angst machen (z.B. Autofahren, alleine bleiben, Hundebegegnungen, Besuche…)
- Impulskontrolle nur da abfragen, wo sie wirklich wichtig ist!
- Vermeide selbst als Hundehalter Stress und Aufregung, denn dein Hund fühlt diese negative Energie
10-15 Minuten am Tag solltest du dir und deinem Hund Ruhe und Entspannung gönnen. Nutze dazu einen Achtsamkeitsspaziergang oder eine Fantasiereise
Der Achtsamkeitsspaziergang
Nimm dir Zeit und lerne deinen Hund besser kennen.
Lege deine Erwartungen und Vorurteile bewusst ab und wechsle in die Zuschauerposition.
Was nimmst du wahr? Was fällt deinem Hund leicht, was schwer? Was macht er gerne, was nicht? Wovor hat er Angst?
Alles Wahrgenommene notierst du, bewerte aber nicht!
Beobachte und lerne genau, was deinem Hund gut tut!
Hier eine kleine Hilfestellung:
Negative Emotion des Hundes + positive Reaktion des Menschen = Schwächung der negativen Emotion
Hund erschrickt vor einem Knall, sucht Nähe beim Menschen, Körperkontakt zulassen ist angenehm, führt zur Abschwächung der Angst
Positive Emotion des Hundes + negative Reaktion des Menschen = Schwächung der positiven Emotion
Z.B. Hund freut sich über Hundebegegnung, Mensch macht Leinenruck, Folge Hund wird sich bald nicht mehr freuen!
Negative Emotion Hund + negative Reaktion Mensch = Stärkung der negativen Emotion
Hund erschrickt, sucht Schutz, Abweisung durch Mensch führt zur Verstärkung der Angst
Positive Emotion Hund + positive Reaktion Mensch = Stärkung positiver Emotion
Hund freut sich, Hundebesitzer teilt seine Freude, Hund wird sich wieder freuen
Ein Entspannungstrainer kann das Wohlbefinden deines Hundes positiv unterstützen
Zertifizierte Entspannungstrainer können in Zusammenarbeit mit Tierärzten einen postiven Einfluss auf das Wohlbefinden deines Hundes erzielen. Deshalb scheue dich nicht, Hilfe in Anspruch zu nehmmen
- Aromaöle, Heilkräuter, Vitalpilze zur Unterstützung des körperlichen Wohlbefindens
- Farblichttherapie zur Steigerung des Wolbefindens
- Einsatz von optische Signalen als stärkende Signale
- Akkupressur zur Stimulierung bestimmter Punkte für einen entspannten Muskeltonus
- Musik und Relaxopet zur Konditionierungsverstärkung mit bestimmten Audio Signalen
- Blütenessenzen für das Wohlbefinden von Körper, Geist und Seele
- Ernährungsberatung
- Wohltuende Entspannungsmassagen
- Trainingsplan
Leckmatte und ein Kong als Hilfsmittel für ein Entspannungstraining Zuhause
Lecken und Kauen kann nachweislich beim Hund eine Entspannung fördern. Das Kauen ist ein Grundbedürfnis, deshalb solltest du deinem Hund immer wenn es um Ruhe und Entspannung geht einen befüllten Kong oder Leckmatte anbieten können.
Auch Rückzugsorte können förderlich für ein besseres Wohlbefinden sein.
Biete deinem Hund Sicherheits- und Ruhezonen z.B. Hundekörbchen, Hundebox, Liegeplätze oder Räumlichkeiten, wo der Hund weiß, dass ihm hier nichts Böses widerfährt und er sich zurückziehen kann.