Stellst du dir jeden Tag aufs neue die Frage, wie du deinen Hund richtig erziehst? Kennst du die Videos auf Youtube schon in- und auswendig, aber irgendwie scheitert es an der Umsetzung? Du hast auch sicherlich das Regal voll mit Bücher von renommierten TV Hundetrainern, hab ich recht? Spielst mit dem Gedanken, welche Hundeschule wohl die beste ist? Aber ich kann dich beruhigen, du bist nicht alleine in der großen weiten Hundewelt, der sich nicht mehr auskennt und nach der perfekten Lösung sucht.
Die perfekte Lösung, um einen Hund zu erziehen, gibt es nicht!
Ich selbst teile mein Leben schon seit 25 Jahren mit Hunden, habe die ein oder andere Ausbildung hinter mir. Fachliteratur gewälzt und Vorträge besucht und glaube mir, mir fällt das Erziehen eines Hundes manchmal genauso schwer wie dir! Es gibt nämlich kein Geheimrezept für den perfekten Hund. Auch wird ein perfekter Hund nicht geboren. Ein Hund ist ein Hund und bleibt ein Hund, mit all seinen Fähigkeiten, Macken und Kanten und wer das nicht wahrhaben will, sollte sich ein Kuscheltier kaufen.
Was ist ein Hund?
Machen wir uns erst einmal Gedanken, was ein Hund ist. Ein Hund ist ein Lebewesen, ein Säugetier auf 4 Pfoten. Die meisten Hunde sind von Kopf bis Fuß behaart, besitzen ein Raubtiergebiss mit 42 Zähnen und schnüffeln gerne an fremder Kacke und pinkeln an jeder Hausecke die Duftstoffe der Konkurrenz nieder. Und ja, ein Hund freut sich zu buddeln und zu streunen, um nach Fressen oder läufigen Hündinnen zu suchen. Er kommuniziert mit Bellen, weil reden kann er nicht. Dass der Hund vom Wolf abstammt, dass weiß mittlerweile jedes Kind. Also jetzt hätten wir einmal die Frage geklärt, was ein Hund ist.
Willst du jetzt noch wissen, wie du deinen Hund erziehst?
Jetzt wo du weißt, was ein Hund ist, gibt es doch eigentlich gar nichts mehr zu erziehen oder? Er bellt, weil er ein Hund ist, er buddelt, weil er ein Hund ist, er frisst Scheiße, weil er ein Hund ist und pinkelt alles voll, weil er ein Hund ist. Er streunt umher, weil er ein Hund ist. Und er ist so ängstlich, so selbstsicher, so aufgeweckt, weil seine Oma auch schon so war, das liegt in den Genen.
Du hast ihn dir doch ins Haus geholt oder ist er zu dir alleine gekommen? Jetzt könnte ich sagen, dann musst du auch mit seinen hündischen Eigenarten, die ganz normal sind, leben. Aber da ich eine nette Hundetrainerin bin, helfe ich dir natürlich dabei, dass du das Zusammenleben mit deinem Hund gar nicht mehr so streng siehst und du die gemeinsame Zeit genießt, denn in 10 Jahren oder früher kann sowieso alles vorbei sein.
Ach, du armer Hund!
Jetzt wo uns bewusst ist, dass der Hund das einzige Lebewesen auf dieser Welt ist, der nicht das darf, was ihm angeboren ist, sehen wir die Situation vielleicht etwas anders. Eigentlich sind es wirklich arme Geschöpfe, die uns komplett ausgeliefert sind. Sie müssen an kurzer Leine den Schritt des Menschen aufnehmen. Sie müssen den Rufen des Menschen folgen und die gerade aufgespürte Kacke liegen lassen. Sie müssen ihr Bellen unterdrücken, auch wenn sie der Meinung sind warnen zu müssen, da Gefahr droht… und pinkeln darf er auch nicht, obwohl es für ihn in diesem Moment sehr wichtig ist! Vielleicht wirst du jetzt sagen, jetzt lassen wir mal die Kirche im Dorf… nein, ich finde nicht, das hat das treuste Lebewesen der Welt nicht verdient… Wenn ich Hund wäre, ich würde vom Menschen weglaufen!
Verständnis statt Drill!
Bitte liebe Hundemenschen, habt Verständnis für so manche Dinge, die euer Hund macht, denn woher soll er wissen, was ihr gerade von ihm wollt. Bevor ihr wieder an der Leine reißt wie verrückt, bevor ihr das arme Geschöpf wieder zusammenschreit, bevor ihr ihm mit der Zeitung auf den Po klopft, bevor ihr ihn am Nacken schüttelt oder ihn mit der Schnauze in die Pisse drückt, haltet inne und fragt euch, warum der Hund gerade diese Handlung gezeigt hat, die euch als Menschen so wütend macht. Ein Hund macht nichts als Absicht, ein Hund handelt nur hündisch, weil er es in dieser Situation so tun muss!
Beziehung statt Erziehung
Jetzt zu dem Thema, welches du eigentlich hören willst. Die Erziehung. Ich kann dir nur sagen, sobald du anfängst deinen Hund mit Druck zu erziehen, geht eure Beziehung kaputt. Ein Wolfsrudel lebt in einem engen Familienverbund, die Nachkommen werden gehegt und gepflegt. So solltest du es auch mit deinem Fellkind tun. Hege und Pflege deinen Liebling. Umsorge ihn mit Liebe. Lass ihn Kontakt liegen, lächle ihn an, sprich mit ihm in angenehmer Stimme. Biete ihm leckeres, artgerechtes Fressen und frisches Wasser. Lass ihn Duftmarken riechen und überpinkeln. Spiel mit ihm Beutefangspiele, verwalte seinen Raum, damit die Welt nicht so groß für ihn ist, richte ihm ein gemütliches Reich ein. Gönn ihm Ruhe, reduziere Stress, beschütze ihn. Sorge für seine Gesundheit, biete ihm Bewegung an der frischen Luft und schenke ihm Sozialkontakt mit Artgenossen. Bringe ihm das Gehen an der Leine bei. Gib ihm Zeit zu lernen, was du von ihm willst. Belohne ihn, wenn er etwas gut gemacht hat. Sei wohlwollend konsequent, diszipliniere liebevoll und sehe ihn als vollwertiges Familienmitglied und dann steht eurer liebevollen Beziehung nichts mehr im Wege.
In diesem Sinne, freue ich mich, wenn ich auch dich coachen darf. Alles Liebe Eure Betty